Was frau so alles erleben kann beim Kauf eines Brautkleides
Es sollte doch eigentlich viel Spaß machen, doch als die
Braut und ihre Freundin Birgit den ersten Brautsalon betraten, wurden sie eines
besseren belehrt. Es hingen traumhaft schöne Kleider da, doch bevor sie diese näher
betrachten konnten, stolperten die beiden schon über die erste Verkäuferin,
die gleich die Grenzen absteckte. Das Motto hieß: „bitte nicht berühren“.
Während die Braut die ersten zu probierenden Kleider selbst wählen durfte und
mit der Anprobe beschäftigt war, ließ sich Birgit überhaupt nicht davon
abhalten, weitere Modelle verbotenerweise zu berühren und herauszupicken. Doch
dieser Spaß hielt nicht lange an, da es nur gestattet war, insgesamt drei
Kleider anzuprobieren! Denn die Braut, die ja eigentlich willig war, die eine
oder andere Mark dort springen zu lassen, sei nicht in der Lage, den Stil eines
passenden Brautkleides selbst herauszufinden. Laut Aussage der Verkäuferin (im
Stillen wurde sie bereits als „Schrubber“ betitelt) würde weiteres
Ausprobieren die Braut nur über Gebühr verunsichern und nicht zu einer
verbesserten Entscheidungsfindung führen. Und sie hatte doch schon die Höchstzahl
der probierenden Kleider weit überschritten! Der Wille, in diesem Laden
einzukaufen, ließ rapide nach – und das, obwohl wirklich schöne Modelle
gesichtet worden waren und eines direkt in die engere Auswahl gekommen wäre –
und die Empörung der potentiellen Kundin samt Begleitung wuchs, die Worte
schwanden, und die Tür fiel hinter den beiden Freundinnen ins Schloß. Birgit benötigte viel Überzeugungskraft, der Braut
klarzumachen, daß sie sicher noch ein viel schöneres Kleid finden würde und
es dank netter Verkäuferinnen ein viel angenehmerer Kauf werden würde. Denn
konnte man sich letztendlich wohlfühlen in einem zwar sehr schönen Kleid, das
aber ohne Spaß gekauft worden war? Es gab doch noch so viel auszuprobieren,
oder? Also ging es frohen Mutes weiter ins nächste Geschäft. Ein
kleines Lädchen, in dem laut angeklopft werden mußte, um eingelassen zu
werden, denn es gab bereits eine Kundin. Es hieß: kommen Sie in ca. 20 Minuten
wieder. Der Verkäufer machte jedoch keinen guten Eindruck auf die Braut, die
sich bereits bei dem Gedanken äußerst unwohl fühlte, sich vor diesem Herren
zu entblößen und in ein Kleid helfen zu lassen... Ok, akzeptiert, denn der
Verkäufer war wirklich nicht attraktiv. Der nächste bitte. Laden natürlich. Empfangen von einer freundlichen, gutgelaunten Verkäuferin,
wurden wir aufgefordert, – ja, ohne Sondererlaubnis! – nach Herzenslust zu
stöbern. Berühren der Kleider? Aber natürlich, gar kein Problem! Doch leider
entsprachen die Stoffe nicht der Vorstellung der Braut, sie war wohl ein wenig
voreingenommen von den wirklich ganz exquisiten Modellen des ersten Brautsalons.
Der Mut sank. Es konnte doch nicht so schwer sein, in netter Atmosphäre
ein schönes Kleid zu finden? Weitere Brautsalons wurden abgeklappert. Auch wenn
die Verkäuferinnen zum größten Teil ganz entzückend waren, fand sich leider
nichts, was den Vorstellungen der Braut entsprach. Es wurde hier und dort
herumgehört und schließlich kam der entscheidende Tip, der allerdings aufgrund
des langen Weges einen halben Samstag in Anspruch nehmen sollt. Nun ging der Spaß wirklich los: Riesenauswahl, Mengen von
schnatternden, gutgelaunten Bräuten nebst weiblicher Begleitung und netter
Bedienung. Die beiden Freundinnen schauten sich nur an und dachten: Oh je, welch
Lärm, welch Durcheinander! Doch sobald die beiden selbst dabei waren, vergaßen
sie die Umwelt um sich herum und die Braut probierte nach Herzenslust ein Kleid
nach dem anderen. Beweise anbei. Auch andere Bräute wurden begutachtet und das
eine oder andere zustimmende Nicken oder aber auch Kopfschütteln wurde
abgegeben, was aber nicht als aufdringlich ankam, sondern hochwillkommen war.
Wider Erwarten war die Wahl der Braut nebst Zustimmung der Begleitung und des
Publikums recht schnell getroffen. Auch die Accessoires wurden zielsicher von
netten und bemühten Fachverkäuferinnen vorgestellt. Die Zustimmung fiel nicht
schwer. Zufrieden und erschöpft verließen die beiden Freundinnen den Laden und
entspannten im Cafe bei einer wohlverdienten Tasse Kaffee. Wieviel Spaß es doch machen und wie reibungslos alles laufen
kann! Genauso hatte sich die Braut ursprünglich auch den Kauf ihres
Brautkleides vorgestellt. |